2008 war ein gutes Jahr für Linux. Zu verdanken war dies dem beginnenden Netbook-Boom und dem Umstand, dass fast jedes dritte Netbook mit einem Linux-Betriebssystem verkauft wurde. Doch der Lobgesang auf die Vorteile von Linux scheint nun ebenso verhallt wie der auf die Vorteile einer SSD in den ganz auf Mobilität ausgerichteten Netbooks. Unter den bisher in 2009 vorgestellten neuen Modellen finden sich beinahe ausschliesslich festplattenbasierte Systeme mit vorinstalliertem Windows. Und falls im Einzelfall von einer Linux-Version eines neuen Modells die Rede ist, dann ist es entweder in diesen Breitengraden nicht erhältlich oder es handelt sich nur um eine Vorankündigung auf unbestimmte Zeit. Das hat zur Folge, dass der Marktanteil von Linux als Betriebssystem für Netbooks drastisch zurückgeht.
Mögen Netbook-Käufer die angebotenen Linux-Versionen nicht oder sind es die Hersteller, denen die Pflege eines eigenen Linux-Systems zu aufwändig wird? Die Antwort bleiben Produzenten wie Marktanalysten vorerst noch schuldig.
Jeder Hersteller bastelte eine eigene Linux-Distribution für seine Netbook-Reihe. Die optisch teilweise sehr unterschiedlichen Ansätze hatten gemeinsam, dass sie auf die bescheidenen Hardwarespezifikationen des Netbook hin optimiert wurden und gleichzeitig den Benutzer weitgehend vor den Tiefen des Linux-Systems bewahren sollten.
Asus Eee PC
Acer Aspire One
HP Mini
Solchermassen abgeschottete Distributionen konnten nicht mehr durch Standard-Repositories gepflegt werden, Systemupdates und weitestgehend auch Programmangebote lagen nun einzig beim Hersteller. Und der konnte weder in Geschwindigkeit noch Umfang mit der weltweit aktiven freien Linuxgemeinde mithalten. Internetforen und Blogs entstanden, in denen Informationen ausgetauscht wurden, um diese Abhängigkeit vom Hersteller zu lockern.
Da die Netbook-Hersteller für ihre Linux-Distribution auf freie Komponenten zurück griffen, musste das Betriebssystem kostenlos abgegeben werden. Durch das Entfallen von Lizenzgebühren waren Modelle mit Linux für den Kunden günstiger als Geräte mit Windows. Entwicklungs- und Folgekosten für Linux musste der Hersteller aus der Gewinnmarge der Hardware tragen, während die Lizenzgebühren für Windows auf den Käufer abgewälzt werden konnten und dem Hersteller keine direkten Folgekosten für die Pflege des Betriebssystems entstanden. Man darf annehmen, dass die Gewinnspanne für den Hersteller bei Linux-Systemen letztlich geringer ausfiel als bei Windows-Systemen.
Ein Benutzer kann ein Netbook mit Linux-Betriebssystem sofort einsetzen. Alle wichtigen Internetprogramme sind vorhanden, meist auch noch eine Office-Suite und einige Spiele. Es sollte bei einem Netbook keinen Grund geben, weitere Programme zu installieren oder ins System einzugreifen. Dass diese Herstellerphilosophie bei zumindest einem Teil des Käuferkreises nicht greift, zeigen die zahlreichen Internetforen. Dort sind Anleitungen zu finden, wie man gesperrte Systembestandteile freisetzt oder Programme installiert, die nicht vom Netbook-Hersteller angeboten werden. Mittlerweile gibt es auch spezielle Linux-Distributionen für Netbooks aus der freien Entwicklergemeinde und zahlreiche Tipps dazu, wie man Standard-Distributionen auf die Netbook-Hardware hin optimieren kann. Der Vorteil, eine grosse Standard-Distribution einzusetzen, ist die stetige Systemaktualisierung und ein Softwarepool mit einer geradezu unglaublichen Anzahl von Programmen. Der Nachteil ist, dass nicht jede Software auf einem Netbook läuft und die Anzahl der angebotenen Distributionen unüberschaubar wirkt. Wer eine alternative Linux-Distribution einsetzen möchte, muss sich auch mit Dingen wie der Installation eines angepassten Kernels beschäftigen. Für viele geht das zu weit und sie sehnen sich zurück nach dem Windows von der Stange.
Dennoch, mit dem Netbook-Linux des Herstellers und ein paar kleinen Individualisierungen kann man gut arbeiten, wie hoffentlich dieser Blog beweist. Daher ist es schade, dass der Käufer eines Netbooks zur Zeit keine Wahl mehr hat.
Sonntag, 29. März 2009
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