Eine kleine Geschichte der Netbooks
Geht es um das Entstehen des Phänomens Netbook, wird häufig das OLPC-Projekt (One Laptop Per Child) genannt. Im Januar 2005 wurde es auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Es ging darum, den Bildungsinstitutionen von Entwicklungs- und Schwellenländern Computer für das Klassenzimmer zur Verfügung zu stellen, die pro Stück nur 100$ kosten sollten. Laptops kosteten zu jener Zeit im Durchschnitt noch fast das Fünfzehnfache. Die Geräte sollten klein und robust sein, sowie den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Umgebung Rechnung tragen.
Knapp zwei Jahre später, Ende 2006, wurden erste Geräte von Quanta in Shanghai angefertigt. Das ist kein unbekannter Name, Quanta stellt Laptops im Auftrag vieler bekannter Anbieter her. Egal, ob Sie ein Laptop mit einem Apfel oder dem Logo einer namhaften PC-Marke Ihr Eigen nennen, die Chancen stehen gut, dass es von Quanta produziert wurde. Die Geräte waren kompakt, hatten einen 7.5"-Bildschirm, einen sehr knappen Arbeits- und Massenspeicher und wurden mit einem speziellen Linux-Betriebssystem ausgeliefert. Drahtlose Netzwerkfunktionalität war von Anfang an ein Hauptaugenmerk, betont durch die auffälligen Antennen.
Im Jahr darauf wurde die Massenproduktion des Schüler-Laptops mit der Bezeichnung XO aufgenommen. Der Preis hatte sich auf knapp 200$ verdoppelt, war aber trotzdem eine Sensation. Für kurze Zeit, im November und Dezember 2007, wurde in den USA eine Aktion lanciert, in der ein Kunde zwei Geräte bezahlte: Eines durfte er behalten, das andere wurde als Spende an die vom OLPC-Projekt anvisierte Zielgruppe abgegeben. In wenigen Wochen wurden so 150.000 Einheiten abgesetzt.
Es gab auch Kritik am OLPC, vornehmlich von den US-amerikanischen Industriegrössen, die wider Erwarten keine Komponenten beisteuern durften. Auf der anderen Seite des Globus reagierte man differenzierter. In Taiwan gibt es mehrere Hersteller, die wie Quanta Geräte im Auftrag anderer Anbieter produzieren und selbst nur selten oder lokal begrenzt in Erscheinung treten. Einer dieser Hersteller ist Asustek, der schon 2007 damit begann, ein ultraportables Laptop herzustellen, das den Spezifikationen des XO verblüffend ähnelte. Hinsichtlich der Optik und des verwendeten Linux-Systems ging Asustek einen eigenen Weg, denn dieser, Eee-PC genannte Kleinstlaptop war nicht für den Bildungsbereich von Entwicklungsländern gedacht. Man zielte eher auf den Business- und Privatbereich von Schwellenländern, wo diese Geräte die Erstanschaffung an Computertechnik darstellen sollten.
Von der Leistungsfähigkeit her waren diese Geräte mehrere Jahre hinter den aktuellen Systemen zurück, dafür war das anvisierte Preissegment von 300$ bis 500$ eine Sensation. Überraschenderweise wurden sie aber hauptsächlich in reiche Industrieländer verkauft, wo sie als mobile Zweit- oder Drittgeräte für das Surfen im Internet verwendet wurden. Die Geräte wurden daher Netbook genannt; ein neuer Gattungsbegriff war entstanden. Im Jahr 2008 sollte daraus ein Boom entstehen.
Mit den in schneller Folge auf den Markt geworfenen Nachfolgemodellen des Eee-PC wurde das Design modernisiert (die ersten Geräte erinnerten an SciFi-TV-Serien aus den Siebzigern) sowie Bildschirm und Speicher vergrössert. Ausserdem wurde ein jetzt verfügbarer neuer Chip verwendet, der Atom von Intel, der speziell für dieses Segment geeignet war. Als dann auch noch Geräte mit geräumiger Festplatte und Windows-Betriebssystem auf den Markt kamen, wurde suggeriert, die kleinen Netbooks könnten praktisch jede Aufgabe wie ein grosser PC erledigen. Das stellte sich aber zur Enttäuschung vieler Käufer als Trugschluss heraus. Haupteinsatzgebiet waren nach wie vor netzbasierte Anwendungen, die keine grossen Anforderungen an die Hardware stellten.
Im zweiten Halbjahr 2008 kam der Aspire One von Acer in die Läden und wurde bis Jahresende häufiger verkauft als die komplette Produktpalette der Eee-PCs zusammen. Weitere Hersteller sprangen zeitgleich auf den Zug auf, so dass der Kunde Ende 2008 aus einem guten Dutzend Anbietern auswählen konnte.
Marktanalysten sagen für das neue Segment Netbook voraus, dass es in 2009 erst richtig abheben wird, was die Verkaufszahlen angeht. Es wird aber auch vermutet, dass viele dieser preisgünstigen Geräte ihren Herstellern keine Gewinne mehr einbringen und es daher auch zu Opfern unter den Produzenten kommen wird. Ein Schüler-Laptop des OLPC-Projektes kann ohne Marge kalkuliert werden, das Netbook aber könnte den ein oder anderen Anbieter in den Ruin treiben...
Sonntag, 15. März 2009
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Ich möchte den Media-master in den Autostart bringen. Der Autostart-Editor ist hier beschrieben aber wo finde ich das Programm "Media-Master"????
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