Freitag, 10. April 2009

Upgrade-Erfahrungsbericht

Was jemanden dazu bringen kann, trotz Storage Expansion die interne SSD des Aspire One A110 gegen ein grösseres Modell austauschen zu wollen und welche Möglichkeiten es dazu gibt, darüber wurde bereits im Artikel Sackgasse SSD-Upgrade? geschrieben. Dieser Blogbeitrag möchte Eindrücke vermitteln, die bei einem solchen Umbau entstanden sind und diese mit (hoffentlich) nützlichen Tipps und Anmerkungen ergänzen.

Material

Als Ersatz für die 8 GB grosse SSD des Aspire One kam eine 60 GB fassende Harddisk der Marke Samsung mit der Bezeichnung Spinpoint N1 zum Einsatz. Da es sich anbietet, auch das RAM zu erweitern, wenn der Aspire One schon geöffnet wird, wurde auch ein Speicherriegel des Typs 5300 von Kingston geordert, mit 1 GB Kapazität und im Formfaktor Notebook. Speicherriegel für Desktop-Computer gibt es mit der gleichen Typenbezeichnung, sie haben aber eine andere Form und passen nicht in den Aspire One.


Vorbereitung und Information

Im Internet gibt es zahlreiche Beiträge, Bilder und Videos, die beschreiben, wie der Aspire One geöffnet wird. Besonders zu empfehlen ist der Blog einer Amerikanerin mit dem Pseudonym tnkgrl, die zu diesem Thema Beiträge, Fotos und ausführliche Videos erstellt hat. Mit dem Umbau des Aspire One beschäftigen sich drei Beiträge; im ersten geht es vor allem um das Öffnen des Gerätes, im zweiten wird der Einbau der Harddisk und eines Bluetooth-Moduls vorgestellt, im dritten Beitrag wird gar der Aspire One um einen eSata-Anschluss erweitert!

Durchschnittlich ambitionierte Hobbybastler geben sich mit Teil 1 und 2 zufrieden:

Teil 1: Text · Fotos · Video
Teil 2: Text · Fotos · Video

Die Videos sollte man sich auf jeden Fall vorab ansehen. Sie sind jeweils eine halbe Stunde lang und enthalten mehr interessante Details als die üblichen Dreiminüter auf Youtube. Man kann sich während der Videos auch Skizzen des Aspire One in den drei Entmantelungsphasen anfertigen (Unterseite ohne Batterie / Oberseiten ohne Tastatur / Oberseite ohne Abdeckung) und die Lage der Schrauben in den Skizzen markieren. Das kann während der Umbauarbeiten äusserst nützlich sein, denn die einzelnen Bauelemente weisen zum Teil mehr Schraublöcher auf, als tatsächlich verwendet werden. Ausserdem finden drei verschiedene Schraubenvarianten Verwendung, so dass es sinnvoll ist, wenn man notiert, wo welche Schraube zum Schluss wieder verwendet werden soll.

An die Arbeit!

Das Aufschrauben des Aspire One ist nicht schwer. Es gibt insgesamt 21 Schrauben; im Video sind es nur 20, weil dort die SSD mit nur einer Schraube festgehalten wird. Unterschiede sind also möglich. Wichtig ist das richtige Werkzeug und der zurückhaltende Krafteinsatz. Präzisionsschraubendreher (auch Uhrmacher-Schraubenzieher genannt) sind unbedingt zu empfehlen. Gefühl und Geduld sind wichtig, gerade wenn eine Schraube fest sitzt. Mit unnötigem Krafteinsatz drohen die nicht sehr widerstandsfähigen Kunststofffassungen zu brechen. Das gilt auch für das Wiedereinschrauben; sobald ein Widerstand spürbar wird, ist der Schraubvorgang beendet. Ein abschliessendes Festziehen wie bei Möbelschrauben ist keine gute Idee.

Als zweites Werkzeug benötigt man eine Kreditkarte. Zwar wird man beim Öffnen des Aspire One von niemandem zur Kasse gebeten, aber das Video zeigt, dass das Lösen der Tastatur, das Trennen der oberen Abdeckung und auch das Entriegeln der Kabelhalter mit einer Plastikkarte auf eine für das Gerät schonende Weise durchgeführt werden kann.

Überhaupt die Tastatur: Am Gehäuse oberhalb der Funktionstasten befinden sich drei Aussparungen, in die man eine Ecke der Plastikkarte einsetzt (von der Tastatur weg) und die dort befindlichen Tastaturhalter aushebelt (zur Tastatur hin). Dabei ist Gefühl und Geduld gefragt, wie das Video beweist. Es kann helfen, ein Stück Papier unter die bereits ausgehebelten Stellen zu legen, um zu verhindern, dass sie wieder einschnappen, wenn man sich an der nächsten Aussparung zu schaffen macht. Seitlich an der Tastatur sind noch zwei weitere Nuten angebracht; daher entnimmt man die Tastatur von der Mitte ab. Falls sie dabei zu stark gebogen wird, besteht die Gefahr einer dauerhaften Verformung.

Die Tücke mit dem Kabel

Bis der Aspire One komplett auseinander genommen ist, hat man nicht nur eine Menge Schrauben entfernt, sondern auch einige Kabel aus den Haltern entfernt. Die Verriegelungen dieser ZIF-Halter sind für ihre geringe Grösse solide gebaut, das Wiedereinführen der Kabel geht leicht von statten.

Nicht so der ZIF-Kabelhalter auf der Festplatte. Die 1.8'' HD ist unglaublich klein, ihre Grundfläche ist geringer als die einer Kreditkarte. Der ZIF-Sockel ist winzig, das Kabel wird gerade einmal 1mm eingeführt und die Verriegelung ist sehr zerbrechlich. Das Kabel so einzuführen, dass es fest und gerade sitzt, ist für Menschen mit europäischen Fingergrössen wirklich ein Geduldspiel. Eine interessante Übersicht zu den ZIF-Anschlüssen bei 1.8''-Festplatten und deren Behandlung (englisch) kann man hier abrufen.

Wichtig!

Erschwerend kommen zwei unterschiedliche Kabelmasse hinzu, die farbig codiert sind: Ein Kabelende mit einer blauen Markierung ist 0.35mm dick, das mit einer weissen Markierung nur 0.25mm. Das im Aspire One verwendete Kabel ist an beiden Enden blau, der ZIF-Anschluss auf den meisten 1.8''-Festplatten verlangt aber nach einem Kabel mit weissem Ende. Man benötigt also für den Einbau der Platte ein ZIF-Kabel mit einem blauen Ende für die Hauptplatine und einem weissen Ende für die Festplatte und muss auch darauf achten, dass dieses lang genug ist. Kurze, nur 2cm messende Kabel sind für diesen Umbau ungeeignet. Das passende Kabel ist sehr schwer zu finden, hier lohnt sich eine Anfrage beim Festplattenlieferanten oder ein Besuch bei Ebay. Wagemutige Naturen greifen zu sehr feinem Sandpapier und schmirgeln ein Ende des im Aspire One verwendeten Kabels ab, bis es in den Festplattenanschluss passt. Die Erfolgschance hierbei beträgt aber deutlich unter 50%.

Festplatte einsetzen

Wie im Video erwähnt, muss man die Lage der Festplatte vor dem Einbau durch Ausprobieren genau bestimmen; etwa die Hälfte verschwindet unter die Hauptplatine und für die gesamte Festplatte bleibt zwischen den hervorstehenden Schraubengewinden im Gehäuseboden nur wenig Spiel. Je nachdem, wie die Festplatte gebaut ist und welches Kabel man verwendet, zeigt die beschriftete Fläche der Festplatte entweder nach oben oder nach unten. Sofern Sie nach unten zeigt, muss man mit der Befestigung des Klebepunktes vorsichtig sein. Ein grosser Teil der Unterseite der Platte, die dann zur Hauptplatine hin zeigt, besteht aus einer dünnen Blechabdeckung der Elektronik, die sehr leicht verbiegt. Es bleibt nur eine kleine Ecke des Gehäuses aus festerem Metall, an dem sich der Klebepunkt, ein Stück doppelseitig klebendes Montageband, sicher aufbringen lässt. Das genügt aber schon, um der Festplatte Halt zu verschaffen. Auf der Platinenseite sind im ganzen Bereich, den die Festplatte verdeckt, keine hervorstehenden Elemente. Hier herrscht also wenig Gefahr, etwas kaputt zu machen. Die Dicke des Montagebands sorgt für einigen Abstand der Festplatte und für Luftzirkulation.

Die Abschlussprüfung

Am Ende der Umbauarbeiten steht eine Funktionsprüfung. Dazu sollten alle Stecker befestigt und Platinen-Teile im Gehäuse verschraubt sein, wogegen die obere Abdeckung noch nicht befestigt sein muss. Lediglich die Tastatur sollte angesteckt sein. Zur Stromversorgung dient das Netzteil, da in diesem Stadium die Batteriekontakte noch offen liegen. Der kleine Einschalter befindet sich oben rechts. Beim Hochfahren betätigt man die Taste F2, bis das Bootmenü auf dem Bildschirm erscheint und offenbart, ob es eine Festplatte erkennt. Falls nicht, bleibt nur, die Kabel an der Festplatte zu überprüfen. Dabei bitte nicht vergessen, den Strom wieder abzuziehen, ebenfalls wenn alles in Ordnung ist und der Aspire One wieder komplett zusammen gebaut wird.

Systeminstallation

Ist der Aspire One wieder zugeschraubt, dann bleibt nur noch die Installation des Betriebssystems von einem externen CD/DVD-Laufwerk oder einem vorbereiteten USB-Stick aus. Die dem A110L beigelegte Recovery-DVD formatiert und installiert anstandslos die komplette Festplatte. Dabei erhält das System eine andere Versionsnummer (z.B. 1.0.17 statt 1.0.7) und zusätzlich wird eine Recovery-Partition angelegt, von der aus das System später ohne externes Medium wieder hergestellt werden kann. Auf der SSD hatte es dazu keinen Platz.

Fazit

Durch das Upgrade des Arbeits- und des Massenspeichers wird der Aspire One keine Geschwindigkeitsrekorde brechen, denn der Prozessor ist immer noch der gleiche. Beim Kopieren von Dateien ist die Geschwindigkeit der Festplatte gegenüber der von Acer eingebauten, ziemlich langsamen SSD jedoch deutlich spürbar. Zum Aufstarten benötigt das System unter Linpus Linux mit Festplatte allerdings zwei oder drei Sekunden länger, was aber kaum ins Gewicht fällt. Dafür benötigt es wesentlich weniger Zeit zum vollständigen Abschalten und auch der für das SSD-Modell so typische «Sekundenschlaf» ist nicht mehr feststellbar. Das waren kleine Pausen, in denen Daten auf die SSD geschrieben wurden und in denen der Aspire One auf keinerlei Maus- oder Tastatureingabe mehr reagierte. Allein dafür hat sich das Upgrade schon gelohnt, abgesehen natürlich von der deutlich erhöhten Speicherkapazität für Daten und/oder Dual-Boot-Lösungen.

4 Kommentare:

  1. Danke für deinen ausführlichen Bericht. Ich bleib aber lieber bei der SSD, für Linpus ist sie ja ausreichend schnell.

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  2. Cooler Bericht, vielen Dank.

    Wo hast du denn die Festplatte her bekommen?
    Ich finde nur welche die 8mm dick sind, das ist wohl etwas zu groß für den Einbau oder?

    Viele Grüße
    Thore

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  3. Hallo Thore,
    die Festplatte habe ich bei einem Versandhandel im Internet entdeckt. Gebe einfach einmal Samsung Spinpoint in eine Preissuchmaschine ein. Laut Berichten auf der Website von tnkgrl gehen 8 mm starke Festplatten auch. Das glaube ich unbesehen, es hat durchaus noch Luft im Gehäuse. Eventuell muss man dann ein weniger dickes Montageband verwenden.

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  4. Hallo viva,

    Vielen Dank noch mal für den Bericht. Ich habe eine 8 mm dicke 60 GB Festplatte von Toshiba verbaut. Das ZIF Kabel von mir ist nur 5 cm lang, das machte den Anschluss etwas fummelig.

    Ich habe das Kabel zuerst mit dem Motherboard und der Festplatte verbunden, bevor ich die Festplatte auf das Board geklebt habe. Das hat es etwas einfacher gemacht, das Kabel ohne es zu verkannten in den Connector einzuführen.

    Die Fotos und den Artikel der Kabelbehandlung kann ich jedem nur ans Herz legen, ich hatte das Kabel am Anfang verkehrt herum im Connector der Festplatte und musste den Aspire mehrmals wieder aufmachen um den Fehler zu finden.

    Ich finde der Aspire ist nicht mehr wiederzuerkennen und nachdem ich auch noch Ubuntu aufgespielt habe,finde ich, dass er sich jetzt wie ein "richtiger" Computer anfühlt.

    Viele Grüße

    Thore

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